Nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo)

Potenzial

Um das vorhandene Biogaspotenzial zu ermitteln, kann auf verschiedene Untersuchungen mehrerer Autoren zurückgegriffen werden. Die verfügbaren Abschätzungen zeigen ein unterschiedliches Bild der Potenziale in Österreich.

In einer neuen Studie wird für ein Fruchtfolgesystem, das vorwiegende auf die Erzeugung von Biomasse für die Biogaserzeugung ausgerichtet ist, ein Methanhektarertrag von 6.500 m³CH4/ha (71.500 kWh/ha) ermittelt. Es können ca. 20% der landwirtschaftlichen Fläche zur Energiepflanzenproduktion herangezogen werden. [Amon 2006]

In einem Fruchtfolgesysteme, das gleichzeitig der Nahrungs-, Futtermittel-, und Energieerzeugung dient, kann ein Methanertrag von 3.500 m³CH4/ha (38.500 kWh/ha) erzielt werden. Es können neben den Ackerflächen auch 20% des Wirtschaftsgrünlandes und 40% des extensiven Grünlandes für die Biogaserzeugung eingesetzt werden. Nach diesem Ansatz könnten mittels nachwachsenden Rohstoffen rund 4,8 Mrd. m³ Erdgas substituiert werden, dass entspricht ca. zwei Drittel des gesamten Erdgasverbrauchs in Österreich. [Amon 2006]

Rohstoffkosten

Je nach Produkt (Mais, Roggen, Rüben, etc.) orientiert sich der Preis für die Substrate an den bisher in der Landwirtschaft bezahlten Preisen. Im Wesentlichen ist dieser neben dem Produkt auch von der Bereitstellungsart (ab Feld, angeliefert, fertige Silage,...) abhängig. Oft wird nach der Tonne Frischmasse (tFM) abgerechnet, ist das Gewicht nicht bekannt, kommt auch eine Abrechnung entsprechend der Anbaufläche zur Anwendung.

Manchmal wird auch eine Kopplung der Abrechnung an die Energiemenge durchgeführt. Dabei wird ein Fixbetrag je Tonne Substrat vereinbart, bei gutem Gasertrag wird eine Nachzahlung geleistet. Damit kann auf die Qualität des angelieferten Substrates Einfluss genommen werden.

Um eine gute Anlagenrentabilität zu erzielen, sollte Silomais zu einem Preis von höchstens 21 bis 25 €/tFM (Frischmasse) gekauft werden. Einen wesentlichen Einflussfaktor stellen die Transportkosten dar. Näherungsweise kann mit Transportkosten je Kilometer von 2 bis 2,2 €/m³ bei einer durchschnittlichen Transportentfernung von 3 bis 6 km gerechnet werden. [Theißing 2005]

In der folgenden Tabelle sind für den Rohstoff Maissilage die Rohstoffpreise aus verschiedenen Quellen gegenübergestellt.

Tabelle: Kosten von Maissilage [Theißing 2005]
Kosten Maissilage TM% €/t FM
Ab Lager Lieferant (mündl. Auskunft BGA St.Veit/Glan) 35% 16-25
Ab Feld min, inkl. 12% MWSt., ohne Häckseln und Transport (Richtpreise Maschinenring 2003) 33% 15,60-17,80
Preis ex Silo frei Biogasanlage 33% 27,40 -29,40
Frei Biogasanlage ohne Korn (Auskunft eines Anlagenbetreibers) 35% 20
Frei Biogasanlage (Auskunft eines Anlagenbetreibers) 35% 28,57
Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Entwicklungs-Netzwerk (www.carmen-ev.de) 35% 25,5
www.lfl.bayern.de/ilb/pflanze/0572 33% 17,00

Rohstoffkosten in den Bundesländern

Die Substratkosten hängen sehr stark von den regionalen Gegebenheiten und von den bilateralen Vereinbarungen zwischen Anlagenbetreiber und Substratlieferant ab. Dabei sind durchaus beträchtliche Unterschiede möglich. Zum Beispiel waren 2005 die Nettopreise der ersten Handelsstufe (Ab-Hof, ohne MwSt. und ohne Transportkosten) in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Für Körnermais wurde in Österreich durchschnittlich 87,3 €/t bezahlt, im Burgenland 80,4 €/t (-8%), in Niederösterreich 82,6 €/t (-5%), in Oberösterreich 91 €/t (+4%) und in der Steiermark 91,7 €/t (+5%). [StatistikAustria2006]

In Kärnten kann von Kosten für Silomais zwischen 23 €/tFM und 25 €/tFM ausgegangen werden. In der Steiermark werden in der Regel Preise von 48-56 €/tTM (Tonne Trockenmasse) bezahlt. In manchen langfristigen Verträgen kann es aber in Einzelfällen zu Rohstoffkosten von 70 €/tTM kommen. Im Burgenland kann von einem Rohstoffpreis ab 20 €/t für Silomais ausgegangen werden. In Oberösterreich wird ein geringfügig höherer Preis für das Substrat bezahlt als für Futtermittel üblich.

Die Erhebung zeigt, dass die Preise je nach Bundesland unterschiedlich sind und im Umfeld von Biogasanlagen auch deutlich über den üblichen Marktpreisen liegen können.

Die Rohstoffkosten haben bei NaWaRo-Anlagen einen sehr großen Einfluss auf die Energiegestehungskosten. Bei Anlagen zwischen 250 und 500 Nm³/h sind 50% der Gestehungskosten durch die Rohstoffkosten bedingt. Bei kleineren Anlagen sinkt der Anteil der Rohstoffkosten an den Energiegestehungskosten auf ca. 25 % (bei einer Anlage mit 50Nm³/h). (siehe Wirtschaftlichkeit)

Bereitstellungskosten des Substrates

Eine Möglichkeit zur Ermittelung der Substratkosten besteht darin, die Produktionskosten zu berechnen. Dazu gibt es von der Landwirtschaftskammer verschiedene Untersuchungen. Aber auch die Produktionskosten sind von den lokalen Gegebenheiten abhängig und können recht unterschiedlich sein.

So kann z.B. für Vorarlberg für den Maisanbau mit Gesamtkosten von ca. 1.245 €/ha gerechnet werden (Saat, Saatgut, Unkrautbekämpfung, Mineraldüngerkosten und Ausbringung, Ernte mit Häcksler, zwei Transportwagen, Silowalzen).

Durch den Einsatz von wirtschaftseigenen Düngern können diese Kosten weiter reduziert werden. Die gesamten Kosten für eine fünfschnittige Wiese (Großflächenmäher und -schwader, Selbstfahrhäcksler, Transport, Silowalzen, Gülleausbringung) belaufen sich auf ca. 925 €/ha; für eine sechsschnittige Wiese ist mit ca. 1.110 €/ha zu rechnen. Das ergibt bei einem durchschnittlichen Ertrag von 39 bis 48 t/ha Silomais Kosten von 26 €/tFM bis 32 €/tFM. Diese Berechungen, die für Vorarlberg gelten, müssen auf die Situationen in anderen Bundesländern angepasst werden.

TIPP

Für den Betreiber einer Biogasanlage kann es sinnvoll sein, auch das Silieren der Biomasse selbst vorzunehmen. Damit kann er Einfluss auf die Qualität des Substrates nehmen. Auch die Möglichkeit, bei Bedarf einen Teil der Substrate auf den eigenen Flächen aufzubringen, stellt einen guten Notfallplan dar. Damit kann die Abhängigkeit von Substratanbietern reduziert und die Auslastung der Biogasanlage gesichert werden.

Ausbringung des Gärsubstrates

Der Vorteil bei der NaWaRo-Vergärung ist die Tatsache, dass das Gärsubstrat pflanzengerecht in den Nährstoffkreislauf zurückgeführt werden kann.

Nachhaltigkeit

Beim Einsatz von NaWaRo wird meist von Silomais gesprochen, was allerdings bei einer Monokultur zu Schädlingsbefall, Erosion und Bodenverarmung führen würde. Wichtig sind daher ausgewogene Fruchtfolgen mit anspruchslosen Winterungen wie Winterroggen, Zwischenfruchtbau vor Mais und nach Getreide.

Durch diese ganzjährige Bodenbedeckung können Erosion und Nitratauswaschung vermieden werden. Fast vergessene Mischfruchtsysteme könnten wieder aktuell werden. Aufgrund der Verfügbarkeit von Bracheflächen bzw. der Nutzung von sonstigen Flächen besteht ein sehr hohes Ausbaupotenzial für diese Rohstoffe.

Literatur

Sehr ausführliche Informationen stehen auch durch [Paller et.al. 2002] zur Verfügung. Dieser Katalog gibt Auskunft über die unterschiedlichen Standarddeckungsbeiträge der Substrate, unterteilt in Ost- und Westösterreich, unterschiedliche Ertragslagen, verschiedene Erntezeitpunkte usw.